Eingangshalle

Die Schritte hallten in der verlassenen Villa, die wohl mehr als nicht verlassen war. Sam wusste das und Lynn müsste das auch wissen und trotzdem wollte sie scheinbar einen Plan durchziehen, bei dem sie starb. Das konnte er nicht zulassen, denn er brauchte sie und Lynn hatte gefälligst das zu tun, was Sam ihr befohl. Verdammt, wenn sie starb, dann würde Sam die einzige Person verlieren, die er so sehr begehrte!

Alleine deshalb wirkten die Schritte so verloren und einsam, in diesem Herrenhaus und jeder einzelne Schritt schlug im Takt der Sekunde. Wann würde sie endlich ihren Hintern hier her bewegen und wann könnte er dieses dumme Ding daran hindern weiter zu gehen? Sekunde um Sekunde, Schritt um Schritt und er verzweifelte fast daran.

Seine Gedanken galoppierten umher und er versuchte verzweifelt hinterher zu kommen. Immer wieder bogen sie einfach ab oder verschwanden und hinterließen einen verwirrten Gesichtsausdruck auf das Gesicht des Vampirs, dessen Hauptinteresse so seltsam war, dass wohl nie ein Monster ihn verstehen könnte. Aber Sam war eben anderes! Er war ein besonderer Vampir, da er nicht so viel seiner menschlichen Seite eingebüßt hatte und diese ihm immer noch den Blick für das wichtigste offen ließ. Lynn war das wichtigste in seinem Totendasein und ohne sie wollte er nicht länger ewig leben. Liebe, nannten es die Menschen, aber es war eine besondere Liebe. Es war eine Pure Abhängigkeit.

Doch dann wurde Sam vollkommen aus seinen Gedanken gerissen, als er sie erst Roch und dann hörte. Ruhig wandte er den Blick zur Seite und schenkte Lynn ein gelassenes Lächeln, während er innerlich vor Wut kochte. Also hatte diese Blonde doch nicht gelogen und Lynn war tatsächlich so blöd gewesen hier her zu kommen! „Ich begrüße dich, Lynn“, murmelte er, „Und hoffe, dass du gerade wieder nach Hause wolltest“.

Die Überraschung war ihr im Gesicht anzusehen und erneut musste Sam feststellen, dass Lynn wohl doch nicht so schnell von Begriff war. Sie war nicht dumm, dass nicht, nein, aber irgendwie müsste sie doch ahnen, dass Sam bescheit wusste, denn er war nicht überrascht sie zu sehen und er spielte es nicht einmal. Sollte sie doch Ahnen, dass jemand sie ausspionierte, dass würde den Fighters Schaden und könnte Sam nur Pluspunkte bringen. Die Ältesten brauchten ihn ja für ihr makaberes Spiel und bald schon würden sie verstehen, dass er weit aus mehr war, als ein Bauer in einem Schachspiel.

Ihre Frage war natürlich sehr humorvoll und so lächerlich, dass Sam darauf nicht antworten wollte. Er war ein Vampir in einem Herrenhaus der Ältesten, wovon wohl mehr als genug selber Vampire waren. Ja, er war ein Monster und gehörte hierher, Lynn hingegen war ein Mensch und hier mehr als nur fehl am Platze. „Das selbe könnte ich dich fragen, Lynn“, meinte er ruhig und machte einige Schritte auf sie zu, „Aber scheinbar möchtest du sterben, denn sonst würdest du deinen süßen Hintern nicht hier her bewegen“.

Ja, sie würde sterben oder ebenso verwandelt werden. Sam selber hatte darüber nachgedacht, aber den Gedanken verworfen. Nein, noch wollte er nicht so weit gehen, denn keiner wusste, wofür genau das gut sein konnte. Lynn war eine mächtige Puppe im Hauptquartier und mit dem Spion dazu würden die Ältesten mehr als nur zufrieden sein. Ja, bald würde auch Sam den Platz einnehmen und zum Schluss alles kontrollieren. Das war ein Teil seines Planes.

Verdammt, was dachte sie eigentlich was sie hier trieb? Ein gemütliches Kaffeetrinken mit der netten Oma von Monstertown? Nein, dass war hier weit aus gefährlicher und Sam wusste nicht genau was er machen würde, wenn die Monster kommen würden. Er könnte Lynn nicht verteidigen, aber er wollte auch nicht dass sie starb oder ihr etwas passierte, es sei denn er wäre daran schuld. Gut, indirekt war er es vielleicht sogar, aber er wollte der Aktive Posten sein und nicht der beschissene Grund! Das Lynn nun durchdrehen würde konnte ja auch keiner Ahnung und dass sie so verdammt wütend aussah, wobei alleine er das Recht darauf hatte machte ihn fast rasend. Trotzdem schluckte er diese Wut hinunter und überlegte.

„Sicher wirst du sterben, Lynn oder glaubst du ehrlich, dass ich die Ältesten aufhalten kann? Ich bin nicht Gott, doch nur ein Vampir“, raunte er sie an und machte erneut einen Schritt auf sie zu. Sie wollte also Antworten und dafür brachte sie sich einfach mal um. Wie dumm war dass denn bitte? Er hätte diese beschissenen Antworten doch auch besorgen können und das wohl noch besser als sie. „Und wieso hast du mich dann nicht gefragt oder glaubst du, dass sie mir nicht das gleiche erzählen würden wie dir? Verdammt Lynn beginn endlich mal deinen Kopf zu benutzen“, knurrte er nun.

Ruhig wandte er sich um und hielt knapp inne. Ja, er konnte sie schon fast riechen, doch sie würden noch eine Weile brauchen, bis sie die Eingangshalle erreichten. Besonders deshalb, weil Sam seine Diener so benutzt hatte, dass die Monster den längsten Weg nehmen mussten und der auch noch voller Fallen war. „Nun hau ab, Lynn oder willst du uns beide umbringen!“, raunte er nun kräftiger in ihre Richtung.

Diese Sturheit war einfach einmalig. Sam hatte noch nie eine Frau getroffen, die so unverschämt Stur gewesen war und das auch noch so sexy, dass er am liebsten seine Wut beim Sex auslassen würde, aber dafür war im Moment so was von gar keine Zeit und die Zeit würde die beiden wohl mehr als nur umbringen. Sam wusste nicht, ob er sie bewusstlos schlagen sollte oder ob er ihr beistehen sollte oder einfach nur ausrasten, weil sie verdammt noch mal nicht das tat, was er ihr befahl.

„Verdammt Lynn, ich brauche dich!“, brüllte er und es war die Wahrheit. Er brauchte sie, er war abhängig von ihr und würde ohne sie sicherlich vernichtend untergehen. Er brauchte sie zum Atmen, zum Tot sein, einfach nur weil er sie brauchte und sie behandelte ihn wie ein Aussetzigen. „Wie fändest du es, wenn ich ins Hauptquartier gehen würde und einfach mal dumme Fragen stellen würde?“, brummte er nun, „Ja, dass mach ich morgen auch. Ich geh da hin und dann werden wir mal sehen, ob ich sterben werde. Ist dir ja scheiß egal!“.

Ihre Worte waren so offen, dass es etwas in ihn berührte, was er schon lange nicht mehr bewusst wahrgenommen hatte. Sein Herz schmerzte für einen Augenblick und für den Hauch einer Sekunde war er der alte Sam, der Lynn nicht nur begehrte, sondern sie über alles liebte. Ja, er liebte sie und dieses Gefühl war so zerschmetternd stark, dass Sam einen Schritt von ihr wegtrat. Er war verwirrt, war verletzt, war entsetzt und war verdammt verwirrt. Was sollte das nun? Ja, er war Abhängig von ihr, aber dieses Gefühl war einfach nicht richtig. Dieses Gefühl gab es für ihn eigentlich nicht mehr! Oder doch?

Noch bevor er etwas sagen konnte, verstummten die Monster mit einem Male. Die Villa lag in einer unheimlichen Stille und das Licht flackerte unaufhörlich. Die Präsenz war so stark, dass Sam erneut einen Schritt zurückwich und sich ängstlich umsah. Dann wurde es Dunkel und die wohl unheimlichste und männlichste Stimme dieser Welt sprach.

„Reicht dir das als Antwort, Lynn“, hauchte die Stimme von irgendwo her, „Oder muss ich deine Worte erst wiederholen, bevor du sie begreifst?“. Mit einem Male sprang das Licht wieder an und eine sehr dunkle Gestalt – in einer schwarzen Robe gekleidet – trat aus einem Schatten hervor. Es wirkte fast so, als würde die Gestalt schweben und die Kapuze war so dicht ins Gesicht gezogen, dass man es nicht erkannte. „Es würde nur ein Schnipsen kosten, um euch dumme Kämpfer umzubringen, aber es bedarf Liebe, um euch zu brechen“, sprach er weiter.

Sam hatte sich schützend vor Lynn gestellt, was ebenfalls nur ein Teil seiner Vergangenheit war, die mit einem Male durchgebrochen war. Verdammt, er bräuchte Zeit um sich zu fangen, doch diese Zeit besaß er einfach mal nicht. Da stand wirklich einer der Ältesten vor ihnen und sprach und was er sagte war so vernichtend, dass Sams Hass –sein Selbsthass – fast explodierte.

Der Älteste sah sich gelassen um und Sam musterte den Typen. Gegen so einen hatte er nicht einmal den Hauch einer Chance und der Alte wusste das, also lebte Lynn nur noch, weil der Älteste das wollte. Ja, Lynn könnte innerhalb einer Sekunde Tod sein und dass würde dem Alten nur ein müdes Lächeln kosten. Doch er ließ sie am Leben und Sam fragte sich wieso? Wieso hatten die Bosse solch ein Interesse an Lynn? Gut, auch Sam hegte ein Interesse, aber das war eines aus anderen Gründen und somit wahrscheinlich nicht vergleichbar mit dem der Ältesten.

Das Wesen mit der Kapuze blickte auf und aus der Dunkelheit stach sein rechtes Auge strahlend blau hervor. Es musterte, taxierte erst Sam und dann Lynn und dass mit solch einer stärke, dass man glauben konnte, dass dieser Blick tödlich war. Scheinbar wartete auch er auf eine Antwort von Lynn oder er genoss die Reaktion der Angst, des Hasses und anderer Gefühle, die Sam nur bedingt wahrnehmen konnte.

Sams Augen waren schwarz und ein sanftes Muster war darin zu erkennen. Er bündelte seine Kraft, während er den Ältesten ansah und versuchte zu erahnen was wohl als nächstes kommen würde. Nein, die Wirklichkeit sah so aus, dass Sam nichts machen konnte, doch Lynn gehörte ihm und nur er durfte so mit ihr Spielen. Gut, wenn man das ganze hier betrachtete, dann war wohl klar, wer die Regeln festlegte und wer spielen konnte und Sam war nicht gerade der, den man den Meister nennen konnte. Seine Verwandlung lag noch nicht so lange zurück und so war seine Kraft auch noch sehr unausgeprägt. Er konnte sie nicht voll und ganz kontrollieren, also hoffte er auf ein Friedliches Ende…

Doch kaum hatte Lynn gesprochen, war der Älteste auch verschwunden und stand nun direkt hinter Lynn. Seine Lippen berührten fast ihren Hals und er murmelte: „Wenn der Tod dein Begehr ist, soll nicht länger deine Angst dich leiten“, bevor er seine Hand an ihren Rücken legte und seine Kraft bündelte.

Sam wirbelte herum, doch da war es schon zu spät und Lynn wurde nach vorne Geschleudert, überflog Sam und landete unsanft auf den Boden. Im Bruchteil einer Sekunde war der Älteste bei Sam, machte eine Kombination aus verschiedenen Schlägen und beendete das mit einem mächtigen Schlag, so dass auch Sam an eine Wand geschleudert wurde und ohnmächtige Schmerzen spürte.

Lynn besaß Mut und dass machte die ganze Sache doch recht interessant. Es war spannend, doch zugleich unheimlich wie schnell sie stand und schoss. Etwas, womit Sam und der Älteste nun nicht gerechnet hätten. Ja, die erste Kugel traf, die zweite riss den Ältesten nach hinten und die letzten jagte ihn zu Boden, doch mit einem Schrei stand er wieder vor Lynn. „Keine Wirkung“, sagte er, setzte zum Schlag an, doch hatte er Sam vergessen, dessen Faust sich nun in den Brustkorb vom Ältesten rammte und dessen Lippen folgende Wörter formten: „Hauch des Todes“.

Sam konzentrierte seine Kraft, spürte die Energie und setzte sie in seiner Faust frei. Mit einem Schlag war es, als würde der Brustkorb des Ältesten zerspringen, und das Blut spritzte in alle Richtungen.
Stille legte sich über den Raum und dann halte ein Klatschen von den Wänden wieder, welches so zynisch klang, dass Sams Hass gesteigert wurde. Das geronnene Blut in seinem Körper kochte vor Hass.

„Sehr beeindruckend, wirklich, aber doch nicht wirklich tödlich“, feigste der Älteste und trat aus dem Schatten hervor.

Für eine Sekunde hatte er geglaubt, dass er wirklich etwas bewirkt hatte, doch dann zerschmetterte das Klatschen seine Wunschvorstellung. Enttäuscht wandte er sich zu dem Ältesten und sein Geist ratterte. Was sollte er gegen so einen Gegner ausrichten? Er konnte nichts machen und Fliehen war im Moment nicht möglich. Verdammt, Lynn würde noch sein Tod bedeuten.

Da war der Älteste schon bei ihm und drückte sein Gesicht gegen das von Sam. Erschrocken riss Sam seine Augen auf und blickte tief in die dunkelgrünen Augen des alten Oberbosses, dessen Lippen etwas in einer anderen Sprache hauchte. Sofort viel Sam in eine Art Trance und bewegte sich nicht mehr.

Der alte Mann lachte laut auf und wandte sein Blick zu Lynn. „Keine Sorge, ich töte ihn nicht, aber ich könnte ihm nun jeden Befehl geben. Ich könnte ihm seine letzte bisschen Menschlichkeit nehmen und dich zuschauen lassen, wie er deine kleine Freundin umbringt. Wie hieß sie noch gleich? Brooke?“, machte er Lynn an und neigte seinen Kopf zur Seite. Währenddessen war Sam gelähmt und beobachtete das ganze Schauspiel.

Er kämpfte gegen diese Willenlosigkeit an, doch es half nichts. Egal was er versuchte, es blieb nutzlos und das machte ihn rasend. Er wollte doch nur Lynn aus der Gefahrenzone bringen, aber selbst dafür war er zu schwach.

Der Alte lachte in der Zeit und musterte Lynn genau. Er achtete gar nicht mehr auf seine Umgebung, sondern konzentrierte sich auf Lynn, während seine Augen immer dunkler wurden und er seine Kraft aktivierte. Es würde nur ein Schmunzeln kosten die Beiden zu töten und doch unterdrückte er den Drang und konzentrierte sich auf das Spiel, welches so pervers und widerwärtig war.

„Ich mach das was ich will und wann ich will und heute möchte ich zwei Wesen bestrafen, die ungehorsam waren. Wie mach ich das am Besten? Mit einem ‚Fick’ wahrscheinlich?“, sagte er und mit einem Mal stand er vor Lynn, schlug sie auf den Boden und aus seinem Umhang kamen vier Arme, die Lynn überall festhielten. Seine Zunge wanderte über ihren Hals und ihrer Wange und seine zwei Hände umstreichelten ihre Brüste. Ruhig öffnete er den Mund und hauchte: „Genieß es und Sam wird es hassen, genieß es nicht und Sam wird zerbrechen“. Ein kehliges Lachen folgte, während er ihre Hose aufriss.

Dieser Bastard würde sicherlich gleich Lynn vergewaltigen, doch Sam konnte nichts machen. Er war gefangen in dieser Welt und gezwungen sein, sich das Ganze mitanzusehen. Er war so schwach und fühlte sich mehr und mehr unbedeutend, während er sich wünschte, dass er Lynn retten würde.

Sam wurde aus der Trance gerissen und sah die Fighter. Was würden sie wohl mit ihm machen, wenn er bleiben würde, aber was sollte er machen. Emotional war er kaputt und unendlich dankbar, dass Brooke dem alten Sack das Herz raus geschossen hatte. Trotz alle dem stand er noch als Feind vor den Kämpfern und dass war nicht sein Ziel.

Doch so weit brauchte er erst gar nicht zu denken, denn auf einmal stürmten mindestens 30 Wesen durch die Fenster, Türen und aus dem Boden und direkt auf Sam, Lynn und den Figthers zu. Einer der Kämpfer hatte scheinbar den Kopf verloren und unzählige Biester rissen diesem Gerade das Herz aus der Brust.

Sam griff gelassen in seinem Umhang und zog das Fleischermesser, welches sehr an einem Schwert erinnerte, heraus. Sofort begann er auf die Monster einzuprügeln, ihnen die Kehle aufzuschneiden und ihnen einen Abschlusstritt zu verpassen. Hauptsache Lynn würde nichts passieren.